1. Advent

Foto: Bojidara Kouzmanova
Familienidylle!
Nach einer eher anstrengenden Woche trotz oder wegen wiederholten Lockdowns, nach einem Magen-Darm-Infekt und dem 3. Stich, sitzen wir gemütlich (und ziemlich fertig) am Küchentisch.
Der Adventkranz trocknet noch – es ist noch etwas Zeit, bis das Kind ins Bett muss, die erste Kerze wird sich schon noch ausgehen. Der Kranz hat nur drei gleiche Kerzen, da er aus Holz und selbstgemacht ist und die Löcher ein etwas ungewöhnliches Maß haben, deshalb passen nur bestimmte Kerzen rein, die aber nach dem wiederholten Umzug in letzter Zeit den Weg in die Freiheit (sprich, aus dem Umzugskarton raus) noch nicht gefunden haben. Also drei gleiche Kerzen, die vierte ist ein Ersatz, bis wir etwas Besseres gefunden haben. Das wird schon, bis zum 4. Advent ist ja noch Zeit. Heuer hat uns auch alles ein bisschen überrumpelt, findet ihr nicht? Gerade war noch voll Betrieb und gar kein Gedanke an Weihnachten und jetzt sitzen wir wie gesagt gemütlich am Küchentisch und basteln wie die Verrückten, damit der Adventskranz noch rechtzeitig fertig wird.
Das Kind liest vor. Nein, nicht die Adventsgeschichte, sondern Wörter aus dem Wörterbuch. Das findet er spannend. Warum wir zuhören müssen, weiß ich immer noch nicht, aber zumindest ertönt nicht „Savage Love“ aus irgendeinem Apple-Gerät … Das Wörterbuch ist somit akzeptiert.
Das ist ja auch Teil der Hausaufgabe. Ach ja, die Schule! Gott sei Dank gehen die Kinder in die Schule, sonst hätten wir zum ersten Advent schon beim Frühstück anstoßen müssen. Die Hausaufgabe ist auch ein Thema bei uns, aber vor allem ist sie ein Geheimnis! Irgendwie dringt dieses Geheimnis nie zu den Ohren meines Kindes durch, dafür muss ich ziemlich oft in der WhatsApp-Gruppe bei den anderen Müttern nachfragen, ob und was in Mathe, Deutsch, Sachunterricht ansteht. Heute habe ich dem Sohn gedroht: „Ich lasse dich irgendwann anrennen und kümmere mich nicht mehr darum! Dann ziehst du die Konsequenzen selbst. ICH bin nicht diejenige, die in der dritten Klasse ist!“ Nur fünf Minuten später habe ich dem Lehrer (am Sonntag! Der Arme!) eine Nachricht geschrieben und nachgefragt, was die Ansage sein wird.
Nicht die Nerven wegschmeißen, auch wenn die Adventsgeschichte heuer in Form von alphabetisch geordneten Lernwörtern für die 3. Klasse Volksschule vorgetragen wird. Fassung bewahren, warten auf den Adventskranz, Kerze anzünden und lächeln nicht vergessen. Danach kann man sich ein Glas mit dem anderen Elternteil gönnen, schließlich hat man ja etwas geschafft, was gar nicht so einfach ist: eine besinnliche Familienstimmung in einer absolut sinnentfremdeten Zeit.
Bojidara Kouzmanova – Vladar